Der Preis für Benzin und Diesel steigt rasant. Deshalb rückt bei vielen Autofahrern ein E-Auto als Alternative in den Blick. Das muss nicht unbedingt ein Neuwagen sein. Electrify-BW hat sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos umgesehen.
Gebrauchtwagenportale im Netz wie etwa mobile.de oder autoscout24.de liefern für Deutschland aktuell jeweils rund 5000 Treffer für gebrauchte Elektroautos mit einer Erstzulassung zwischen 2014 und 2020. Vereinzelt sind Kleinwagen wie der Smart fortwo ED oder Renault Zoe der Baujahre 2014 und 2015 bereits für um die 5000 Euro zu haben. Nach oben sind bei Oberklasse-Modellen deutlich sechsstellige Preise nicht selten.
Interessant wird das Angebot im Preissegment zwischen 10.000 und 20.000 Euro: 14.000 Euro (und mehr) kostet zum Beispiel ein im Stromverbrauch effizienter Hyundai ioniq Electric. Bei circa 13.000 Euro beginnen die Angebote für einen gebrauchten e-Golf von Volkswagen. Schon knapp unter 10.000 Euro starten die Angebote für einen Leaf von Nissan.
Für Einsteiger geeignet
Für den Einstieg in die Welt der elektrisch angetriebenen Pkw eignen sich Gebrauchte durchaus. Potenzielle Käufer sollten aber ein paar Überlegungen anstellen, bevor sie einem Händler oder privaten Verkäufer den Zuschlag erteilen. „Die Reichweite des E-Autos und die Ladetechnik müssen zu den regelmäßigen Fahrten des künftigen Eigentümers passen“, sagt Andreas Hohn, Vorsitzender von Electrify-BW. Liege zum Beispiel die Pendelstrecke etwa bei 40 Kilometern, komme damit auch ein Elektroauto klar, in dem Fahrbatterien der ersten Generation ab etwa 2014 ihren Dienst versehen.
Bis zu 100 Kilometer schaffen die „Oldies“ auch heute noch in der Regel. Weil aber Batterien altern und auch durch Ladevorgänge die verfügbare Kapazität mit der Zeit nachlässt, sind die Reichweitenangaben aus dem Prospekt der Hersteller heute nicht mehr als ein Daumenwert. Wer ernsthaft mit dem Kauf eines gebrauchten Elektroautos liebäugelt, sollte sich vom Verkäufer ein Dokument zur Batteriegesundheit (SOH, State of health) vorlegen lassen. So lautet auch eine Empfehlung des ADAC.
Was man auch wissen muss: Die Garantie für die Batterie läuft bei den meisten Herstellern nach acht Jahren ab.
Wer seinen Stromer selbst zum Verkauf anbieten will, kann die Batterie vorab von seiner Werkstatt checken lassen.
Das Wo und Wie des Aufladens
Als nächstes muss geklärt werden, wie das Auto aufgeladen werden kann. Typische Fragen dazu sind:
- Beherrscht das Modell neben der obligatorischen Wechselstrom-Ladung auch das Schnellladen mit Gleichstrom (CCS)?
- Wo soll das Auto in der Regel Strom „nachtanken“: an der Schuko-Steckdose zu Hause oder an einer Wallbox? Für Wallboxen gibt es derzeit auch eine attraktive staatliche Förderung.
- Steht auch am Arbeitsplatz eine Lademöglichkeit zur Verfügung?
Und wenn man keinen eigenen Stellplatz im Freien oder eine Garage hat? Dann ist trotzdem ein Umstieg auf ein E-Auto möglich, wenn die nächste öffentliche Ladesäule von der Wohnung nicht allzu weit entfernt ist oder der Arbeitgeber Lademöglichkeiten hat oder schafft.
Insgesamt steckt der Gebrauchtmarkt für batterieelektrisch angetriebene Pkw noch in den Kinderschuhen. „Die Zahl der Angebote ist deshalb vergleichsweise so gering, weil die Hersteller erst seit drei, vier Jahren Elektroautos in nennenswerter Stückzahl abgesetzt haben“, sagt Hohn. Der Markt werde sich peu à peu ausbreiten. Zu dieser Einschätzung kommt Hohn, weil die Verkäufe seit Anfang 2020 sprunghaft angestiegen sind. Seitdem fördern Hersteller und Staat die Anschaffung elektrischer Autos mit bis zu 9000 Euro. Die aktuelle Übersicht über die Höhe der Zuschüsse und die Bedingungen ist auf der Seite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) nachzulesen. Geld gibt’s inzwischen auch für „junge Elektrische“. Deren Förderung ist mit besonderen Voraussetzungen verbunden.
Vor dem Schrottplatz gerettet
100 gebrauchte Smart ED 3 wurden 2020 von den Electrify-BW-Vorsitzenden Jana Höffner und Andreas Hohn aus einer Carsharing-Flotte aus Madrid vor der Verschrottung gerettet. Sie haben die Fahrzeuge generalüberholt und zum Selbstkostenpreis wieder verkauft. „Ein Beleg für das wachsende Interesse an einer lokal emissionsfreien Fortbewegung“, sagt Hohn.
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Zum Spannungsfeld Klimaschutz und Elektromobilität hat Electrify-BW einen Faktencheck durchgeführt. Die dabei entstandene Broschüre kann hier kostenlos bestellt werden.