Stromspeicher trifft Mobilität

Peter Siegert von Mitsubishi-Motors Deutschland (MMD Automobile).

Das Elektroauto als Stromspeicher. Peter Siegert von Mitsubishi Deutschland (MMD Automobile) ist überzeugt, dass hier ein riesiges Potential schlummert.

Von der autarken Stromversorgung im Wald über den Stromspeicher zu Hause bis hin zum Spitzenlastmanagement bei mittleren Betrieben. Die Anwendungsbereiche die Peter Siegert für das bidirektionale Laden sieht, sind breit gefächert. Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland erste Impulse zur Marktreife dieser Technologie. Im Laufe diesen Jahres wird das Elektroauto als mobiler Stromspeicher für manchen zu einer realen Option. Wer dieses Jahr schon seit Haus oder Gartengrundstück mit Strom aus der Fahrbatterie eines Elektroautos versorgen will, kommt jedoch nicht an Mitsubishi vorbei. Denn bisher können nur das Mitsubishi EV (aka i-MiEV) ab Baujahr 4/2014, der Mitsubishi Outlander Plug-In-Hybrid (PHEV) und der aktuelle Nissan Leaf serienmäßig über die CHAdeMO-Schnittstelle auch wieder Strom abgeben.

Voraussetzung dafür ist der CHAdeMO-Standard 1.0. Alle anderen CHAdeMO-Fahrzeuge, wie der Kia Soul EV, Citroën C-Zero, Peugeot i-On oder eben der i-MiEV vor 4/2014 haben nur CHAdeMO 0.9. Bisher ist es auch nicht möglich, ältere i-MiEVs durch ein Update zum bidirektionalen Laden zu ertüchtigen. Und es bleibt fraglich, ob ein Update überhaupt technisch möglich ist.

Wohin mit dem Sonnenstrom?

Noch ist es rentabler den Strom zur geförderten Vergütung ins Netz einzuspeisen. Wenn jedoch in eins bis zwei Jahren die ersten Photovoltaik-Anlagen aus der Förderung herausfallen, wird das Elektroauto als Stromspeicher richtig attraktiv. Überschüssiger Strom der Photovoltaik-Anlage kann tagsüber im Fahrakku des Autos gespeichert und nachts, wenn die Sonne keinen Strom liefert, wieder ins Hausnetz zurückgespeist werden. Dient eine ganze Firmenflotte als Speicher, können die Akkus in den Autos die teuren Lastspitzen abfangen. Ein solches System testet gerade der Automobilzulieferer Jopp in Zusammenarbeit mit der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Hier arbeiten fünf Mitsubishi i-MiEV nicht nur als Flottenfahrzeuge, sondern auch als Stromspeicher zum Lastspitzen-Ausgleich.

Die Firma e8ngery hat vergangenes Jahr das „DIVA“-System (Dezentral, Intelligent, Vielseitig, Autark) vorgestellt. Die DIVA leitet den Gleichstrom der Photovoltaik-Anlage direkt über den CHAdeMO-Anschluss ins Fahrzeug. So entfallen schon mal die Verluste durch die Wechsel- und Gleichrichtung des Stroms. Über den CHAdeMO-Anschluss kann das System auch wieder Strom aus dem Fahrakku entnehmen. Ein Inverter macht dann aus dem Gleichstrom dreiphasigen Wechselstrom. Die DIVA stellt dabei in beide Richtung eine Leistung von 10 Kilowatt zur Verfügung. Mit 36.000 Euro Anschaffungspreis ist die DIVA aber noch ein teurer Spaß. Zudem verfügt die DIVA auch noch über einen stationären Akku, der zusätzlich nochmal mit 12.000 Euro zu Buche schlägt. Zur Versorgung von mittleren Wohnkomplexen soll noch 2015 eine DIVA mit fünf CHAdeMO-Ladeanschlüssen kommen.

Theoretisch wären auch Fahrzeuge mit CCS-Anschluss rückspeisefähig. VW und BMW, derzeit die einigen Hersteller die CCS verbauen, haben bisher noch keine Pläne für die Serienfahrzeuge in diese Richtung angedeutet. Wenn sich ein solches System jedoch im großen Maßstab durchsetzen will, muss die Palette der rückspeisefähigen Fahrzeuge weit größer sein. An Mitsubishi soll es jedenfalls nicht liegen. Dazu aber weiter unten mehr.

Bidirektionales Laden als Baustein der Energiewende

Der schweizerische Hersteller EVTEC will dieses Jahr eine bidirektionale CHAdeMO-Wallbox auf den Markt bringen. Sie bietet jeweils 11 Kilowatt Leistung in beide Richtungen. Der Anschluss ans Hausnetz soll durch einen einfachen CEE16 Stecker erfolgen. Einen offiziellen Preis gibt es noch nicht. Er soll aber deutlich unter dem der DIVA liegen.

Was für ein Potential im Schwarm der Elektroautos stecke sei, so Siegert, noch nicht in der Politik angekommen. „Es ist aber auch beim Kunden noch nicht angekommen, in den Firmen, in den Flotten in den Fuhrparks, es ist auch bei den Energieversorgern noch nicht angekommen.“ Siegert ist jedoch überzeugt, dass die dezentralen und mobilen Speicher ein wichtiger Baustein der Energiewende sein können. Er spinnt den Faden dann noch ein Stück weiter, in dem er von großen Car-Sharing-Flotten spricht, die gleichzeitig Mobilitätsangebot und Energiespeicher sein können. Denn um so mehr Fahrzeuge in einem System sind, desto mehr sind auch als Speicher oder eben als Auto verfügbar.

Eine Insel mit zwei Steckern

Bidirektionales Laden kann aber auch für kleine Insellösungen funktionieren. Die Powerbox, die in Japan schon länger erhältlich ist, kann zwar das Auto über den CHAdeMO-Anschluss nicht laden, ihm aber Strom entnehmen und Wechselstrom daraus machen. Sie stellt eine Maximalleistung von 1,5 Kilowatt zur Verfügung. Derzeit ist das System noch nicht in Deutschland erhältlich. Soll aber dann etwa 2.500 Euro kosten. Ein Anwendungsbeispiel für die Powerbox hat Mitsubishi zusammen mit Caravan-Zulieferer AL-KO erstmals auf der eCarTec 2014 präsentiert.

Da Mitsubishi Deutschland über den Tellerrand, sprich importieren und verkaufen von Autos, hinausdenkt, gehen sie aktiv auf neue mögliche Partner zu. Das sind nicht nur die Kooperationen mit Herstellern und Anbietern von Ladeinfrastruktur wie e8nergy und The New Motion. Sie sprechen auch gezielt für einen Autohersteller fachfremde Branchen an. „Wir sehen ein Riesenpotential bei den Elektrikern.“ Denn die brauchen sowohl die Händler, wie auch die Kunden, wenn sie sich ein Elektroauto anschaffen und vielleicht später mal über das Auto als Speicher nachdenken. Es ist also nicht unklug, schon jetzt diese Gruppe an die Marke Mitsubishi heranzuführen.

Neues von Mitsubishi und SLAM

Mitsubishi hat in Sachen Elektromobilität ambitionierte Pläne und so warf Peter Siegert auch einen Blick in die Zukunft. Während sich Mercedes mit einem fünfstelligen Absatzziel für die elektrische B-Klasse zufrieden gibt, hat Mitsubishi alleine im vergangen Jahr weltweit schon knapp 32.000 Outlander PHEV verkauft. Dazu kommen nochmal knapp 4.000 i-MiEV. „Das Ziel ist hier ganz klipp und klar in einer großen sechsstelligen Zahl in der Produktion im Jahr 2020 zu sein“, gibt sich Siegert selbstbewusst. Das wird mit Fahrzeugen wie dem i-MiEV nicht zu machen sein daher sei die klare Vorgabe „mit jedem neuen Modell oder Facelift wird es einen Plug-in-Hybrid oder ein rein elektrisches Fahrzeug geben.“ Den Anfang macht im März auf dem Genfer Autosalon der Mitsubishi Kompakt SUV ASX. Auf den Markt kommt er dann 2016 und soll eine rein elektrische Reichweite von 80 Kilometern haben.

Herr Siegert gab den knapp 60 Zuhörern aber auch noch einen Einblick hinter die Kulissen der Ladestandardauseinandersetzung. Das SLAM-Projekt der Bundesregierung wird voraussichtlich reine CCS-Schnelllader an den Autobahnen bauen. Dafür zahlt der Steuerzahler 8,7 Millionen Euro. Konsortialführer bei dem Projekt ist BMW „Wir haben zusammen mit Nissan einen Antrag bei BMW gestellt, dass wir bei SLAM mitmachen dürfen. Wir würden auch die Mehrkosten von jeweils 5.000 Euro für die 3 in 1-Säulen bezahlen“, so Siegert. Leider scheitere es am Bundeswirtschaftsministerium, da dort nicht gewollt sei, dass auch CHAdeMO-Fahrzeuge an SLAM-Ladesäulen laden können.

Dabei ist CHAdeMO seit Ende 2014 ebenfalls europäischer Standard. Zumindest am sogenannten Schnellladehighway an der A9 zwischen Leipzig und München hat man jetzt erkannt, dass reine CCS-Schnellladesäulen Unsinn sind. Hier, so Siegert, würden im Laufe des Jahres die Single-Lader durch Triple-Charger ersetzt.

Mitsubishi spielt das alberne Spiel nicht mit

Als letztes noch ein Wort zum angekündigten Triple-Charger an der Stuttgarter Schwabengarage. Bilder von einer Typ2-Ladesäule auf dem Parkplatz der Schwabengarage haben vergangene Woche für etwas Spott im Netz gesorgt. Doch der Triple-Charger kommt. Derweil hänge es wohl noch an der Genehmigung seitens der Stadt Stuttgart. Und Herr Siegert versprach, sich auch nochmals dafür einzusetzen, dass die Säule auch AC 43 Kilowatt anbietet. Während einen manche VW-Händler mit Fremdmarken vom Hof jagen, wenn man ihre Ladesäule nutzen möchte, spielt Mitsubishi Deutschland das alberne Spiel der deutschen Hersteller nicht mit und stellt einfach eine Triple-Säule auf.

Der Vortrag kam bei den Besucherinnen und Besuchern gut an. Die Fragerunde fiel dann auch überraschend kurz und harmlos aus. Was auch daran lag, dass Herr Siegert ein schlüssiges Konzept präsentiert und viele Details schon in seinem Vortrag aufgegriffen und erklärt hat.

Flickr: Bilder vom Abend
(Leider war unser Fotograf gestern krank, so dass die Bilder nicht die gewohnte Qualität haben)

Update

In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass das Bundewirtschaftsministerium den Aufbau einer Schnellladeinfrastruktur mit 8,7 Milliarden Euro fördert. Diese Zahl hatte ich aus einem Artikel des Handeslblatts. Diese Zahl ist offensichtlich falsch. Es handelt sich vielmehr um 8,7 Millionen Euro – was immer noch genug Geld ist. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.

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