Die EnBW hat ihr neues Preismodell für das Aufladen von Elektroautos an öffentlichen Ladestationen bekanntgegeben. Für Electrify-BW ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Ab dem 1. März 2019 rechnet die EnBW an ihren Ladesäulen nach Kilowattstunden ab. Damit beendet die EnBW das Kapitel der unfairen und intransparenten Zeitabrechnung. Aus einem der kompliziertesten Tarifsysteme wird damit eines der einfachsten.
Die Preise gelten auch an Ladesäulen, die nicht von der EnBW betrieben werden aber im Roamingverband sind. Damit hat man Zugang zu 25.000 Ladepunkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Infrastruktur muss sich für Nutzer und Anbieter lohnen
„Die neue Tarifstruktur macht die Elektromobilität einfacher und das komplizierte rechnen an der Ladesäule entfällt. Daher begrüßen wir als Verein die neuen Tarife“, kommentierte die Sprecherin und zweite Vorsitzende von Electrify-BW e.V. die neue Preisstruktur der EnBW. „Es ist klar, dass der Strom an einer öffentlichen Ladesäule mehr kostet, als daheim. Schließlich kostet der Aufbau und Betrieb der Ladestationen besonders bei Gleichstromschnelladern viel Geld. Umso erfreulicher ist es, dass der Vielladertarif nur wenig teurer als der Strom zu Hause ist. Einen dauerhaften Aktionspreis von einem bis zwei Euro pro Ladung kann kein Anbieter lange durchhalten.“
Hervorzuheben ist, dass die EnBW vorerst auf eine Zeitkomponente bei der Abrechnung verzichtet und der Tarif dadurch nicht unnötig kompliziert wird. „Damit das so bleibt sind aber auch die Elektromobilisten aufgefordert, nach dem Ladevorgang, möglichst schnell die Ladesäule wieder frei zu machen und das Auto dort nicht mehrere Tage oder gar Wochen stehen zu lassen“, sagte Jana Höffner. Kommunen könnten das sogenannte Ladeparken etwa dadurch verhindern, dass die Höchststandzeit an den Ladesäulen begrenzt wird. Dabei gilt es aber mit Augenmaß vorzugehen. Denn niemand möchte nachts um drei sein Auto umparken müssen, wenn es vollgeladen ist.
Ladesäulen müssen zuverlässig funktionieren
Das neue Tarifsystem ist auch ein Ergebnis der beharrlichen Arbeit von Electrify-BW e.V. Seit vielen Jahren steht Electrify-BW mit der EnBW in einem engen Austausch und forderte von Anfang an eine faire und transparente Abrechnung der Ladevorgänge nach Kilowattstunden. „Electrify-BW wird auch in Zukunft in engem Kontakt mit der EnBW bleiben. Wir werden beobachten, ob sich Ladeparken zu einem Problem entwickelt und stehen bereit, gemeinsam mit der EnBW und den Kommunen an pragmatischen Lösungen zu arbeiten“, sagte Vereinsvorstandsmitglied Andreas Hohn. „Auch beim Thema Zuverlässigkeit der Infrastruktur gibt es noch Luft nach oben. Schlimmer als keine Ladesäule ist nämlich eine kaputte Ladesäule. Wir hoffen, dass die EnBW in den kommenden Monaten hier auch weiter besser wird“, so Hohn weiter. Wichtig sei es auch, dass die EnBW garantiere, dass aus den Ladesäulen ausschließlich Ökostrom kommt und als Energieversorger selbst die Energiewende vorantreibt.
Für Kritik hat das Tarifsystem mit einer Grundgebühr gesorgt. So könne es unter Umständen teuerer sein ein Elektrofahrzeug für 100 Kilometer zu laden, als ein Verbrennerfahrzeug für die gleiche Strecke zu betanken. Eine Alternative könnte daher statt der Grundgebühr ein Mindestumsatz sein, wie ihn etwa die Bergische Energie und Wasser aus Wipperfürth anbietet, die Zugang zu den Ladestationen von innogy bietet.
Electrify-BW hofft, dass künftig mehr Anbieter faire, einfache und transparente Tarifmodelle anbieten werden.