Aampere: Neue Ansätze für den E-Gebrauchtwagenmarkt

Die Gründer des Startups Aampere

Bei den Neuzulassungen jagen Elektro-Pkw der herkömmlich angetriebenen Konkurrenz deutliche Marktanteile ab. Auf dem Markt für Gebrauchte herrscht hingegen Angebotsknappheit – und Verunsicherung. Interessenten vermissen vor allem glaubhafte Angaben zur Batteriegesundheit. Genau dort setzt das im Schwarzwald ansässige Startup-Unternehmen Aampere an: „Wir machen es möglich, einfach und sicher an ein E-Auto zu kommen“, sagt Florian Reister, einer von drei Gründern der GmbH.

Die Antriebsbatterie ist das Herzstück eines Elektroautos. Das ist auch Menschen bekannt, die sich über einen Gebrauchtwagen der E-Mobilität nähern möchten. Ob auf Autoportalen oder vor Ort beim Händler: Bei Fragen nach dem Zustand der Batterie eines in Augenschein genommenen Wagens ist meistens Schulterzucken die – unbefriedigende – Antwort. Nicht selten verkümmert dann spontan das aufkeimende Interesse am Wechsel zur neuen Antriebstechnik. Dass Bereitschaft vorhanden ist, das persönliche Mobilitätsverhalten zu ändern, ist eines der Ergebnisse einer Umfrage von Electrify BW e.V. in diesem Frühjahr auf der Stuttgarter Messe iMobility.

Weiterverkauf ist beratungsintensiv

Das aber muss nicht sein. „Unser Ziel ist, möglichst viele Leute zum Umstieg auf E-Autos zu bewegen“, sagt Reister (im Bild 2.v.r.). Innerhalb von zehn Jahren hat sich die Elektromobilität aus der Nische heraus einen Platz im Zentrum des Käuferinteresses erkämpft. Inzwischen kommen nun E-Fahrzeuge auch in spürbaren Stückzahlen in den Gebrauchtwagenhandel. Deren Weiterverkauf „ist aber beratungsintensiv“, weiß Reister. Die interessierte Kundschaft sieht er bei seinem Unternehmen bestens aufgehoben. Warum das so ist? „Weil wir uns mit Elektroautos auskennen und nur geprüfte Fahrzeuge vermitteln.“

Die Gründer des Startups Aampere

Die Aampere GmbH bedient über ihre Internetplattform sowohl Kaufinteressenten als auch Verkäufer. Wer verkaufen will, gibt relevante Fahrzeugdaten ein und erhält anschließend Besuch von einem TÜV-Süd-Prüfer. Am Ende dieses Prozesses steht ein Zertifikat. Für die Batterieprüfung arbeitet Aampere mit dem renommierten Batteriediagnostikunternehmen Aviloo zusammen. Sind alle Daten beisammen, geht das Angebot mit den ermittelten ausführlichen Daten online.

Anbieter und Interessent vor Reinfall geschützt

Käufer und Verkäufer sind laut der Darstellung von Aampere vor einem Reinfall geschützt. Auch in finanzieller Hinsicht. Das läuft in jedem Fall über ein Treuhandkonto. Und was fällt für die jungen, zwischen 26 und 29 Jahre alten Firmengründer ab? Vom Verkaufspreis gehen fünf Prozent Provision an das Startup.

Hinter dem jungen Unternehmen stehen fünf Investoren aus München, die alle aus dem Mobilitätsbereich kommen. Darunter ist auch Markus Lienkamp, Professor für Fahrzeugtechnik und Lehrstuhlinhaber für Fahrzeugtechnik an der Technischen Universität München. Reister hat dort sein Studium zum Automotive-Ingenieur abgeschlossen. Direkt von der Uni weg hat er zusammen mit Niko Schmidt und Max Rost Aampere gegründet. Innerhalb eines Jahres hat es die Neugründung im Google-Ranking weit nach oben geschafft. „Der Markt ist heute noch eine Nische, aber der Markt wird wachsen, und wir wachsen mit“, äußert sich Reister im Brustton der Überzeugung.

Kein Wachstum um jeden Preis

Das bedeutet aber nicht Wachstum um jeden Preis. Zurzeit sei man überwiegend in Deutschland und in mehreren EU Ländern aktiv, die bei der Elektromobilität bereits einen Schritt weiter sind. Im nördlichen Nachbarland Dänemark ist das in der Vermittlung von Elektroautos konkurrierende Unternehmen EV Remarketing beheimatet. Allerdings mit einem anderen Konzept.

Mit rund 30 Fahrzeugen im Bestand, darunter einige bereits als verkauft markierte E-Autos, ist das Angebot noch übersichtlich. „Klasse statt Masse ist im Augenblick angesagt“, erklärt Reister und erwähnt, dass man deshalb das Angebot eines Händlers ausgeschlagen habe, 300 gebrauchte Renault Zoe über Aampere zu vermarkten.

Weitere Investoren ins Boot holen

Auf der Agenda des Startups steht Wichtigeres: Man sei dabei, Prozesse zu verbessern und zu automatisieren. Der Plan sei, bis in etwa einem Jahr „skalierfähig zu sein“, weitere Investoren aus der Branche ins Boot holen und profitabel werden. Über eine Teilnahme beim TV-Format „Die Höhle der Löwen“ habe man zwar nachgedacht, den Gedanken aber wieder verworfen. „Da sehen wir uns nicht. Das Fernsehen ist oft nicht der beste Weg für Startups“, erläutert Reister die getroffene Entscheidung.

Aampere-Stand beim e4TEstival am Hockenheimring / Niko Schmidt (links), Felix Mitnacht
Das junge Startup trifft man auch auf Events und Podcasts zur Elektromobilität. So war Aampere Ende Oktober beim e4Testival auf dem Hockenheimring mit einem Stand vertreten. Auf großes Publikumsinteresse stieß Reisters Vortrag „Batteriealterung und Batteriemessung: Worauf beim Kauf von gebrauchten E-Autos zu achten ist“. Am Beispiel eines Tesla Model 3 Performance wurde zudem demonstriert, wie transparent das physische Fahrzeug bei Aampere per digitalem Inserat inklusive Gutachten und Batteriezertifikat abgebildet ist.

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