Der weite Weg zur Wallbox im Mehrfamilienhaus

Eines der kniffligsten Themen der Elektromobilität ist die Bereitstellung von Lademöglichkeiten. Stromversorger wie etwa örtliche Stadtwerke decken den Ausbau im öffentlichen Raum ab. Einfamilienhausbesitzer kümmern selbst um die Installation einer sogenannten Wallbox. Die Gemengelage in Städten ist anders. In Mehrfamilienhäusern oder Wohnanlagen ist es trotz entschärfter Gesetze noch immer nicht einfach, Strom fürs E-Auto an den Stellplatz zu bekommen. Dazu Aufklärungsarbeit zu leisten, ist ein aktuelles Anliegen von Electrify-BW.

Wenn die Ausstattung von mittleren und großen Garagen mit Ladepunkten im Handumdrehen möglich wäre, hätten Unternehmen wie die Chargetic GmbH aus Karlsruhe wahrscheinlich wenig bis nichts zu tun. Dass das Gegenteil der Fall ist, davon wusste Jonas Schumacher in seinem Gastvortrag beim Stammtisch von Electrify-BW im Biorestaurant Mäulesmühle zu berichten. „Elektromobilität ermöglichen – so einfach und zuverlässig wie der Abschluss eines Internetvertrags“: Dieses Ideal strebt der Geschäftsführer an. Und er kennt auf der anderen Seite den mit rechtlichen Unsicherheiten, abblockenden Hausverwaltungen und Serviceproblemen gepflasterten Weg zum Wallbox-Ziel. „Ladeinfrastruktur in der Wohnungswirtschaft ist ein komplex gelagertes Thema.“

„Wir verbinden Energie, Software und Wohnungswirtschaft“

Jonas Schumacher, Geschäftsführer der Chargetic GmbH

Chargetic setzt an den genannten Schwachstellen an und etabliert sich im wachsenden Markt als Full-Service-Anbieter. „Wir verbinden Energie, Software und Wohnungswirtschaft“, sagte Schumacher in seinem Vortrag – dem gut besuchten Auftakt nach langer Coronapause. Geliefert würden intelligente und skalierbare Ladelösungen und Full-Service für Immobilien. Dabei agiert sein Unternehmen sowohl in Bestandsimmobilien als auch im Neubausektor, wo vorbereitende Installationen nach einer Gesetzesnovelle verpflichtend sind. Die Schlagworte seiner Mission sind „zukunftsorientierte Planung, Skalierbarkeit und Kostenstruktur“. So ließen sich – um nur ein Beispiel herauszugreifen – durch die Verwendung spezieller Flachbandkabel zehn Stellplätze etwa 2000 Euro günstiger versorgen im Vergleich zu einer Anbindung über Leitungstrassen.

Speziell und sensibel sind aus Schumachers Sicht die Abläufe in einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG). Zwar habe inzwischen jeder Mieter oder Eigentümer ein Anrecht auf Stromversorgung für ein Elektroauto, aber „über das Wie entscheidet die WEG“. Und das kann dauern. Denn Eigentümerversammlungen tagen üblicherweise nur einmal im Jahr. Unvorhergesehene Ereignisse zwischen Planung und Auftragserteilung könnten zu erheblichen Verzögerungen führen. Schumacher empfiehlt daher, auf die Vergleichbarkeit von Angeboten zu achten und Umlaufbeschlüsse bei allen weiteren Schritten bis hin zum Erteilen des Auftrags.

Die Nachfrage steigt stetig an

Gestiegen ist laut Schumacher mittlerweile die Nachfrage nach einer Elektrifizierung von Tiefgaragenstellplätzen. Bei Abfragen in Mehrfamilienhäusern und Wohnanlagen nennen zwischen 15 und 25 Prozent der Parteien aktuellen Bedarf an einer Wallbox als Grund für ihr Interesse an einer Installation. Die größten Herausforderungen sind laut einer von Chargetic zitierten Umfrage die hohen Investitionskosten, gefolgt von fehlender Erfahrung oder Wissen.

Mehr zum Thema Ladeinfrastruktur lesen Sie hier und hier.

Und hier sind die Folien zum Vortrag: Ladeinfrastruktur_Wohnungswirtschaft_Chargetic_public

(1) Kommentar

  1. Wie der Strom in einer Wohnanlage zum E-Auto kommt - Electrify-BW e. V.15.11.2023 | 14:57 Uhr

    […] und Lösungsmöglichkeiten präsentiert. Der auf der Vereinshomepage erschienene Beitrag dazu ist hier online […]

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